Freitag, 27. Januar 2012

Kayseri

Ich habe die kleine Reise in den westlichen Teil der Türkei sehr genossen. Doch meine spontane Reiselust, Neues zu entdecken, sollte noch längst nicht gestillt sein. Auf der Heimreise wurde ich wieder mal mit einer neuen Entscheidung konfrontiert. Und dafür hatte ich so ungefähr eine Stunde Zeit, um meine Spontanität unter Beweis zu stellen. Doch meine Entscheidung fiel sogar recht schnell. Kaum in Istanbul angekommen, wartete auch schon eine ganze Busflotte auf uns, um uns in das ungefähr zwölf Stunden entfernte Kayseri zu fahren. Ich hatte immer noch nicht so recht verstanden, warum so viele Leute, ohne einen Kurus zu zahlen, nach Kayseri fahren. Es waren insgesamt sieben große Reisebusse, gefüllt mit Leuten aus
Bangladesh, Kurdistan, den Niederlanden, Syrien, Tunesien, der Türkei und Deutschland. Ich habe als einziger Deutschland vertreten. Mein Freund, Fatih, den ich übrigens in Edirne kennen gelernt habe, hatte mich zu dieser kunterbunten Fahrt in den Osten eingeladen. Auch hier gab es reichlich Wasser, Säfte und mäßig belegte Sandwiches, so dass ich mich nicht um mein Überleben kümmern musste. Doch nach einer Stunde wurde mir etwas bange und ich begann meinen Freund mit Fragen zu ersticken. Sein Englisch war auf dem gleichen Level wie mein Türkisch, so dass arge Kommunikationsprobleme das Gespräch in die Länge zogen. Doch um so länger wir versuchten meine vielen Fragen zu beantworten und die Umstände der aktuelle Lage aufzuklären, desto verwirrter war ich. Und meine Skepsis wurde kurz darauf noch unterstrichen, indem hinter mir die vollbärtigen Herren anfingen lautstark auf arabisch zu singen. Nebenbei trugen sie auch noch schwarz-weiße Schals und riefen immer wieder
"kahrolsun Israil". Was so viel wie "nieder mit Israel" heißt. Ab jetzt fühlte ich mich wie in den Nachrichten. Ja ich wurde sogar gefragt, ob ich ein Journalist sei. Da mir Fatih zuvor empfahl diese Frage zu bejahen, war ich ab sofort ein deutscher Journalist.
Also Kamera und Netbook raus holen, Fotos schießen, mit Leuten reden, soweit die Sprachkenntnisse mich eben trugen, und einfach nur hoffen, dass das alles irgendwie kein böses Ende nimmt. Nachdem ich mein Spiel eine Zeit lang erfolgreich spielte, war es
erstmal Zeit mich zu beruhigen und mich darauf zu besinnen, was mich wohl möglich erwarten würde. Also spielte von nun an erstmal mein Mp3 Player die Musik.
Angelehnt an meinem kleinen Kissen versuchte ich zu schlafen, doch die arabischen Klänge auf den letzten Reihen ließen mir keine Ruhe. Da half auch kein Mp3 Player mehr. Plötzlich ertönte eine stark verzerrte Ansage. Ara...on...dakka...ich verstand.
Mein Türkisch scheint also doch schon besser zu sein, als ich dachte.
Wir machen eine Pause für zehn Minuten. Oha endlich. Meine Blase meckerte schon seit langem. Nachdem ich mich dann nun von meinen Lasten befreien konnte, wurde ich auch schon belagert. Ein langbärtiger Herr, er könnte Al-Quaida angehören, überfiel mich mit einigen Fragen. Zu meinem Glück verstand ich zwar seine ersten Fragen und konnte
auch dementsprechend Frage und Antwort stehen, jedoch erhöhte er das Level mit rasanter Geschwindigkeit. Er wechselte sofort sein Sprachenrepatoir und fragte: "Est-que tu parles fraincais?" Ich war erleichtert. Endlich spricht jemand eine meiner Sprachen.
Also wechselte das folgende Gespräch immer zwischen Türkisch und Französisch
hin und her. Er erzählte von seinen Erfahrungen in den Nordafrikanischen Ländern, die er alleine nur mit seinem Fahrrad bereiste. Und er war sehr neugierig, was mich hierhin treibt. Seine Begeisterung war kaum zu übersehen, denn er stellte mich allen seinen Freunden vor. Ich lernte innerhalb kürzester Zeit mehr als ein Duzen Leute kennen und sprach dabei auf Türkisch, Englisch, Französisch, Spanisch und sogar ein wenig Deutsch.
Immer mehr begeisterte Mitstreiter dieser großen Busflotte versammelten sich um mich und umarmten mich, gaben mir zu essen, Tee, Nüsse, eben alles, Was sie gerade in der Tasche hatten. Wir diskutierten eifrig über Religion, Politik und die Welt. Dabei entpuppten sich Merkel und Sarkozy als Juden, und Köhler und Kohl als wohlwollende Politiker. Innerlich musste ich zwar lachen, aber diese Leute meinten es ernst. Eine Person
habe ich dabei sehr in mein Herz geschlossen. Ein Herr aus Bangladesh, setzte sich mit seinen liebevollen Augen, seiner angenehmen Stimme und seinem warmherzigen Lächeln zu mir und sagte abschließend nur eins:

"For me the religion is not important. Listen what your heart is saying to you!"

Ich war sehr gerührt von all diesen freundlichen Menschen.

Bevor die Reise weiterging, beteten wir alle zusammen in einer großen Runde.
Ich bekam eine Gänsehaut.
Nach vielen unbequemen Stunden im Bus erreichten wir endlich unser ersehntes Ziel. Eine wundervolle weiße Berglandschaft zierte die nicht allzu schöne Industriestadt. Ein Hochhaus schien dem anderen zu gleichen und der graue Himmel sowie die kahlen Bäume haben ihr übriges getan. Aber ich war ganz und gar nicht überrascht, denn über das Handy meines Freundes hatte ich mir die Stadt schon auf der Fahrt ergooglelt.
Da bekam ich bereits einen kleinen Einblick in die Stadt, in der ungefähr eine Million Menschen direkt am Fuße eines großen Vulkans wohnen.
Dieser Vulkan war mein Objekt der Begierde. Im Internet sah dieser so umwerfend aus, doch in Realität wurde meine Vorfreude durch Nebel und Wolken zu Nichte gemacht.
So der Moment der Erkenntnis wird nun hoffentlich kommen. Die Busse hielten alle an einem großen Platz, wo sich bereits hunderte aufgebrachte Menschen versammelt hatten. Ein rot-weiß-grünes Fahnenmeer, viele zum Himmel gerichtete Fäuste, Plakate und Banner mit der Aufschrift "kahrolsun Israil". Und wir erweiterten diese Massen um mehr als zweihundert weitere Gleichgesinnte, umringt von vielen Reportern. Darunter war ich auch zu finden. Ich bin ja schließlich ein Journalist und konnte endlich mein künstlerisches Können unter Beweis stellen. Ehrlich gesagt hat es mir auch erstaunlich viel Spaß bereitet, die für Gerechtigkeit und Frieden demonstrierenden Menschen auf Bildern fest zu halten.
Moment! Gerechtigkeit und Frieden? Was ist denn nun eigentlich wirklich passiert? Für was demonstrieren die vielen Leute eigentlich? Da ich das ganze immer noch nicht so recht nachvollziehen konnte, führte mich die Suche nach Antworten in ein Internet-Café.....


Die Zeit:
(31.05.2010)

Hilfe für Gaza Israel soll neun Menschen getötet haben

In der Nacht stürmte Israels Armee einen Hilfskonvois pro-palästinensischer Aktivisten – und tötete dabei wohl mehr Menschen als bislang offiziell angegeben.
Beim Sturm der israelischen Armee auf eine internationale Flottille mit Hilfsgütern für den Gaza-Streifen sind nach neuen Informationen neun Menschen getötet und 26 pro-palästinensische Aktivisten verletzt worden. Dies berichtet der private israelische Fernsehsender Channel 10 und widerspricht damit der israelischen Armee, die zuvor von zehn Toten gesprochen hatte. Angaben zu möglichen Verletzten hatte sie nicht gemacht.
Auch andere Quellen gehen von einer höheren Zahl von Todesopfern aus. Nach einem unbestätigten Bericht des von der Hamas betriebenen Fernsehsenders El Aksa wurden bis zu 20 Menschen getötet, neun davon türkische Staatsbürger. In dem Bericht war zudem von etwa 50 Verletzten die Rede. Ein Sprecher der an dem Hilfseinsatz beteiligten türkischen Organisation IHH sagte der Nachrichtenagentur AFP, bei der Erstürmung seien 15 Menschen getötet worden. Der Kontakt zur Flottille sei abgebrochen.
Nach Angaben von General Awi Benajahu erfolgte die Militäraktion am frühen Morgen zwischen 4.30 Uhr und 5.00 Uhr (03.30 Uhr und 04.00 MESZ). In einer Entfernung von 130 bis 150 Kilometern zur israelischen Küste, also in internationalen Gewässern, stürmte ein Spezialkommando der israelischen Armee das türkische Schiff Marmara . Die Truppen der Eliteeinheit Shayetet 13 seilten sich dabei von Helikoptern und Schnellbooten aus an Bord des Schiffes.
Über den Verlauf der Konfrontation gibt es bislang unterschiedliche Angaben. In einer Stellungnahme der israelischen Armee heißt es, die Aktivisten hätten mit "ernsthafter physischer Gewalt" Widerstand gegen die Soldaten geleistet, als diese die Schiffe besetzten. Sie hätten Äxte, Messer und scharfe Munition eingesetzt. Ein israelischer Militärsprecher sagte, sie seien "sehr, sehr brutal gegen die Soldaten vorgegangen." Jemand habe versucht, einem Soldaten seine Waffe zu entreißen. "Angesichts der Notwendigkeit, ihr Leben zu verteidigen, haben die Soldaten das Feuer eröffnet", hieß es weiter.
Die Armee veröffentlichte ein Video, auf dem Soldaten die Protestierer ansprechen. Israelische Quellen berichten zudem, die Boote der "Solidaritätsflotte" hätten die Wahl gehabt, umzudrehen oder ihre Hilfsgüter im Hafen der israelischen Stadt Aschdod zu löschen. Bei der Erstürmung seien mindestens vier Soldaten verletzt worden, einer davon durch eine Kugel.


Auch hier in Kayseri demonstrierten die Menschen aufgrund dieser Vorfälle. Denn in Kayseri liegt eine dieser Personen begraben.

^Das ist es also. Eine weltweit wichtige Angelegenheit. Es war schön dabei gewesen zu sein und solch eine Erfahrung gemacht zu haben. Schließlich waren mir solche Bilder nur aus dem Fernseher bekannt. Anschließend trafen sich die lautstarken Massen am Grab des verstorbenen wieder, um sich Seiner zu gedenken. Diese von Tränen getränkte Andacht gefiel mir wesentlich besser als die Demonstration zuvor. Denn ich sah zunächst Hass und auch den starken Drang nach Vergeltung in den Gesichtern vieler Demonstranten. Ich kann durchaus deren Unmut verstehen, und auch ich bin ganz und gar nicht zufrieden mit den politischen Geschehnissen und Umständen. Jedoch vertrete ich persönlich die Meinung, dass Hass und Vergeltung keinen Frieden auf Erden schaffen werde.

"Diese Leute sind keine guten Moslems, denn deren Weg ist keine Lösung
für die Probleme".

Das ist nicht meine Meinung!!! Das ist nur ein Zitat!!! Wer ein guter Moslem ist, das weiß wenn dann nur Allah selber!!!

Palästina 194.!!!

Huzur içinde yatsın ...Ruhet in Frieden!

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